Es gibt mehrere mögliche Erklärungen, warum dein Kind einerseits sehr intelligent ist, andererseits aber Schwierigkeiten hat, sich bestimmte Informationen wie Fachbegriffe oder Ländernamen zu merken. Hier sind einige mögliche Ursachen:
1. Arbeitsgedächtnis vs. Langzeitgedächtnis
Das Arbeitsgedächtnis (die Fähigkeit, Informationen kurzfristig zu speichern und zu verarbeiten) und das Langzeitgedächtnis (die Fähigkeit, Wissen dauerhaft zu speichern) sind zwei unterschiedliche Systeme.
- Manche hochintelligente Kinder haben ein exzellentes logisches Denken, aber ihr Arbeitsgedächtnis ist weniger ausgeprägt.
- Wenn Informationen nicht richtig ins Langzeitgedächtnis übertragen werden, gehen sie schnell verloren.
2. Interesse und Bedeutung
- Kinder speichern Informationen viel leichter, wenn sie für sie persönlich relevant oder emotional ansprechend sind.
- Wenn dein Kind sich für ein Thema nicht interessiert, fällt es ihm schwerer, sich Details zu merken.
- Ein Beispiel: Ein Kind, das sich keine Ländernamen merkt, kann sich vielleicht problemlos alle Pokémon oder Harry-Potter-Zaubersprüche einprägen – weil das für es spannend ist.
3. Lernstil und Gedächtnistyp
Es gibt verschiedene Gedächtnistypen:
- Visuell: Lernen durch Bilder, Diagramme, Karten
- Auditiv: Lernen durch Hören und Wiederholen
- Motorisch (kinästhetisch): Lernen durch Bewegung und praktisches Tun
Wenn dein Kind nicht mit der richtigen Methode lernt, kann es schwieriger sein, sich Begriffe zu merken.
4. Assoziatives Lernen fehlt
Intelligente Kinder neigen dazu, Informationen zu verstehen, aber sie verknüpfen sie manchmal nicht stark genug mit bestehenden Wissensnetzen.
- Beispiel: Wenn ein Kind den Namen „Argentinien“ hört, sollte es ihn vielleicht mit „Tango“, „Fußball“ oder „Südamerika“ verknüpfen.
- Ohne solche Verbindungen rutscht die Information aus dem Gedächtnis.
5. Neurodiversität (z. B. AD(H)S, Dyslexie, Hochsensibilität)
Manche hochbegabte Kinder haben gleichzeitig eine Teilleistungsstörung wie AD(H)S oder eine besondere Art der Informationsverarbeitung.
- Kinder mit AD(H)S haben oft eine schnelle Auffassungsgabe, vergessen aber Details schneller, weil ihre Aufmerksamkeit springt.
- Hochsensible Kinder sind manchmal mit Reizen überfordert, sodass weniger Energie für das Abspeichern von Informationen übrigbleibt.
6. Mangel an Wiederholung und Anwendung
Wenn das Gelernte nicht oft genug wiederholt oder angewendet wird, geht es schnell verloren.
- Vokabeln bleiben besser im Gedächtnis, wenn sie in einen Kontext eingebaut werden (z. B. eine Geschichte schreiben, in der Länder vorkommen).
- Bewegung kann helfen (z. B. auf einer Weltkarte herumgehen und dabei die Ländernamen sprechen).
Was kannst du tun?
- Finde heraus, welcher Gedächtnistyp deinem Kind entspricht.
- Nutze Eselsbrücken, Geschichten oder Bilder.
- Mache Lernen spielerisch (z. B. Quiz, Bewegungsspiele).
- Wiederhole Begriffe in sinnvollen Abständen (Spaced Repetition).
- Prüfe, ob dein Kind vielleicht abgelenkt oder überreizt ist.
Nicht jeder kluge Kopf kämpft mit Herausforderungen – viele Begabte Menschen erleben ihre schnellen Denkprozesse als Bereicherung. Sie finden Erfüllung in tiefgründigen Gesprächen, kreativen Projekten oder der Freude am logischen Denken. Ihre Fähigkeit, neue Zusammenhänge zu erkennen, verleiht ihnen oft eine besondere Lebensqualität.
Hast du den Eindruck, dass dein Kind sich generell schlecht Dinge merkt oder betrifft es nur bestimmte Themen?