Stell dir ein Kind vor, das blitzschnell denkt, faszinierende Ideen entwickelt – und in bestimmten Situationen keinen einzigen Ton herausbringt. Ein Widerspruch? Nicht unbedingt. Ein helles Köpfchen und Hochbegabung können mit selektiven Mutismus verknüpft sein.
Warum Hochbegabte manchmal schweigen
Während viele hochbegabte Kinder durch ihr außergewöhnliches Wissen auffallen, gibt es auch jene, die sich in bestimmten Situationen komplett zurückziehen. Sie sprechen zu Hause, aber nicht in der Schule. Oder sie reden mit Freunden, doch kein Wort mit Lehrern. Warum?
🔹 Hochsensible Wahrnehmung – Hochbegabte nehmen soziale Feinheiten stärker wahr. Was für andere „normale“ Kommunikation ist, kann für sie überwältigend sein.
🔹 Perfektionismus als Stolperstein – Viele sagen lieber nichts, als etwas „Falsches“ oder Unpräzises.
🔹 Gedankenstau vs. Sprechtempo – Ihr Kopf arbeitet rasend schnell, doch Sprache kann da nicht immer mithalten.
🔹 Soziale Ängste & Erwartungsdruck – Wer immer als „besonders“ gilt, kann Angst entwickeln, den Erwartungen nicht zu entsprechen.
🔹 Ein starkes inneres Gedankenleben kann dazu führen, dass äußere Kommunikation als unnötig empfunden wird.
🔹 Übererregbarkeit (Overexcitabilities nach Dabrowski) – Manche Hochbegabte reagieren empfindlich auf Geräusche oder Blicke – Sprechen kann sich dann anfühlen wie ein Auftritt im Scheinwerferlicht.
Was hilft?
Verständnis und Geduld sind essenziell. Druck („Nun sag doch mal was!“) verschärft das Problem. Stattdessen helfen behutsame Kommunikationswege, z. B. schriftliche Ausdrucksformen oder kleine, kontrollierte Sprechanlässe. Auch gezielte Begleitung durch Fachleute kann sinnvoll sein.
Weiterlesen:
- Webb, J. T. et al. (2005). Misdiagnosis and Dual Diagnoses of Gifted Children and Adults. Scottsdale, AZ: Great Potential Press.
- Kristensen, H. (2000). „Selective mutism and comorbidity with developmental disorder/delay, anxiety disorder, and elimination disorder.“ Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry, 39(2), 249-256.
- Neihart, M. (1999). „The impact of giftedness on psychological well-being: What does the empirical literature say?“ Roeper Review, 22(1), 10-17.
🔎 Kennst du ein Kind, das brilliant denkt, aber manchmal verstummt? Teile deine Erfahrungen und schicke uns eine E-Mail: hello@www.brainy-beans.de! 💬✨