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Kopfkino bei Hochbegabung, AD(H)S & ASS: Gehören Ängste dazu?

Ängste gehören zu den häufigsten psychischen Herausforderungen, denen Kinder begegnen. Sie können unterschiedliche Formen annehmen, von der klassischen Trennungsangst über soziale Ängste bis hin zu generalisierten Ängsten. Bei begabten Kindern oder solchen, die mit AD(H)S (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) oder ASS (Autismus-Spektrum-Störung) diagnostiziert sind, können Ängste jedoch in einer ganz speziellen Weise zum Vorschein kommen. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf den Zusammenhang zwischen Ängsten und Hochbegabung sowie neurodiversen Merkmalen wie AD(H)S und ASS.

Hochbegabung und Ängste – Zwei Seiten einer Medaille

Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass hochbegabte Kinder immer „problemlos“ sind, da ihre kognitiven Fähigkeiten sie in vielen Bereichen ins Überdurchschnittliche heben. Doch hochbegabte Kinder haben häufig eine besonders ausgeprägte Sensibilität und ein starkes Bedürfnis nach Perfektion. Diese Eigenschaften können dazu führen, dass sie Ängste entwickeln, besonders im sozialen Umfeld oder in Bezug auf schulische Erwartungen. Die Intensität, mit der sie die Welt wahrnehmen, kann sie überfordern, insbesondere in einer Umgebung, die ihre speziellen Bedürfnisse nicht erkennt. Wobei sie gleichzeitig „ganz normale“ Kinder sind.

Zudem neigen hochbegabte Kinder häufiger dazu, komplexe und existenzielle Fragen zu stellen, die ihre Altersgenossen möglicherweise nicht einmal verstehen. Diese tiefergehenden Gedanken können zu Ängsten führen, etwa in Bezug auf die Bedeutung des Lebens oder die Auswirkungen ihres Verhaltens auf andere. Auch das Gefühl der „Andersartigkeit“ – besonders wenn sie sich mit anderen Kindern nicht leicht verbinden können – kann zu sozialen Ängsten führen.

AD(H)S und Ängste – Die Verbindung zwischen Unruhe und Sorgen

Kinder mit AD(H)S sind häufig sehr impulsiv, unaufmerksam oder überaktiv. Doch unter der Oberfläche dieser Verhaltensweisen können auch Ängste lauern. Viele Kinder mit AD(H)S haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Aufgaben zu organisieren, was zu Frustration und Selbstzweifeln führen kann. Sie können sich unsicher in sozialen Situationen fühlen oder Angst haben, den Anforderungen nicht gerecht zu werden. Das führt häufig zu einer verstärkten inneren Unruhe und einem Gefühl der Überforderung.

Darüber hinaus neigen Kinder mit AD(H)S aufgrund ihrer Impulsivität dazu, weniger Strategien zur Bewältigung von Stress oder Ängsten zu entwickeln, was die Problematik noch verschärfen kann. Diese Kinder haben oft das Gefühl, dass sie „nicht normal“ sind, was ebenfalls zu Ängsten führen kann – insbesondere, wenn ihre Unruhe und Impulsivität von anderen negativ bewertet wird.

ASS und Ängste – Die Herausforderung der sozialen Interaktion

Kinder mit ASS (Autismus-Spektrum-Störung) sind häufig besonders empfindlich gegenüber Reizen und haben Schwierigkeiten mit der sozialen Interaktion und Kommunikation. Diese Kinder erleben oft Ängste in sozialen Situationen, sei es in der Schule, beim Spielen mit anderen Kindern oder in neuen und unbekannten Umfeldern. Die Unsicherheit darüber, wie sie sich in sozialen Situationen richtig verhalten sollen, kann zu starkem Stress und sogar zu sozialer Angst führen.

Zudem haben viele Kinder mit ASS Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu regulieren, was die Entstehung von Ängsten begünstigen kann. Ängste entstehen auch durch die Unvorhersehbarkeit und Veränderungen in ihrer Umgebung. Sie bevorzugen Routinen und vorhersehbare Abläufe, und Änderungen – wie etwa eine neue Lehrerin oder ein geänderter Stundenplan – können erhebliche Ängste auslösen. Auch die Überempfindlichkeit gegenüber Sinnesreizen, wie lauten Geräuschen oder grellem Licht, kann zu einer zusätzlichen Belastung führen, die Ängste verstärken kann.

Warum sind Ängste bei diesen Kindern häufiger?

Die höhere Wahrscheinlichkeit von Ängsten bei hochbegabten und neurodiversen Kindern lässt sich durch mehrere Faktoren erklären:

  1. Überempfindlichkeit: Sowohl hochbegabte Kinder als auch Kinder mit AD(H)S oder ASS nehmen ihre Umwelt intensiver wahr. Sie sind häufiger übermäßig auf Details fokussiert und spüren Stimmungen oder Veränderungen stärker als andere. Diese Überempfindlichkeit kann dazu führen, dass sie sich schneller ängstigen oder überfordert fühlen.
  2. Gefühl der Andersartigkeit: Besonders bei hochbegabten und neurodiversen Kindern gibt es häufig das Gefühl, anders zu sein als die anderen Kinder. Diese Erfahrung kann zu sozialer Angst oder dem Gefühl führen, nicht dazu zu gehören.
  3. Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation: Kinder mit AD(H)S und ASS haben häufiger Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu steuern. Wenn sie ängstlich sind, kann es schwierig sein, die Angst zu benennen oder damit umzugehen, was die Symptome verstärken kann.
  4. Unvorhersehbarkeit: Sowohl bei Kindern mit AD(H)S als auch mit ASS spielt die Vorhersehbarkeit von Situationen eine große Rolle. Unbekannte Situationen oder Veränderungen können Ängste auslösen.

Was hilft gegen Ängste bei hochbegabten und neurodiversen Kindern?

Die Behandlung von Ängsten bei hochbegabten und neurodiversen Kindern erfordert eine individuelle Herangehensweise. Hier sind einige therapeutische Ansätze, die helfen können:

  • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Sie ist besonders effektiv bei der Behandlung von Ängsten, da sie hilft, die Denkmuster zu verändern, die zu Angst führen. Durch das Erlernen von Bewältigungsstrategien können Kinder ihre Ängste besser verstehen und kontrollieren.
  • Achtsamkeit und Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Achtsamkeit helfen Kindern, ihre Emotionen zu regulieren und Ängsten vorzubeugen.
  • Individuelle Förderung: Eine gezielte Förderung der Stärken des Kindes kann das Selbstwertgefühl steigern und Ängste lindern. Wenn ein Kind in seinem Spezialgebiet Erfolg hat, kann es auch in anderen Lebensbereichen mehr Selbstvertrauen entwickeln.

Ängste sind bei hochbegabten und neurodiversen Kindern keine Seltenheit, …

… sondern oft eine begleitende Herausforderung. Doch mit der richtigen Unterstützung und individuellen Ansätzen ist es möglich, diesen Kindern zu helfen, ihre Ängste zu bewältigen und ein selbstbewusstes und erfülltes Leben zu führen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Ängste nicht „normal“ oder „natürlich“ sind, sondern dass diese Kinder genauso wie jedes andere Kind Unterstützung verdienen, um ihre emotionalen Herausforderungen zu meistern.

Jenseits der Klischees

Hochbegabung kann Herausforderungen mit sich bringen – aber sie macht niemanden per se zum „Problemfall“. Die meisten Hochbegabten führen ein erfülltes Leben, nutzen ihre Fähigkeiten und gehen ihren Weg. Wie bei jeder individuellen Begabung kommt es darauf an, wie das Umfeld darauf reagiert und welche Möglichkeiten zur Entfaltung gegeben sind.

Zum Weiterlesen

🔗 Interne Links (brainy-beans.de)

  1. Neurodivergenz bei Kindern: Vielfalt verstehen und begleiten
    → Ergänzt Hintergrundwissen zur neurologischen Vielfalt
  2. Gefühlsstarke Kinder – wenn Emotionen Wellen schlagen
    → Passt perfekt zur emotionalen Seite von Ängsten und Kopfkino
  3. Hochsensibilität bei klugen Kindern
    → Unterstützt Leser:innen beim besseren Verständnis von Reizoffenheit

🌐 Externe Links (seriöse Quellen)

  1. Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Ulm – ADHS und Angststörungen
    → Medizinische Infos zu ADHS, auch im Zusammenhang mit Ängsten
  2. Autismus Deutschland e.V. – Infos für Eltern
    → Seriöse Infos zu ASS und Unterstützungsangeboten
  3. DGhK – Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind
    → Netzwerk für Eltern, das auch Beratung und Veranstaltungen bietet